Bericht zum Besuch von Simone Peter auf dem Gut Boltenhof

31.08.17 –

RAUS AUFS LAND! - Bericht von 

Natürlich war Simone Peter nicht zum Auftanken auf das Gut Boltenhof gekommen. Es gibt nur einfach nur Orte, deren Wirkung man sich nur schwer entziehen kann. Das Landgut Boltenhof ist so ein Ort.  Mit Raum zum Luftholen, durchatmen, einem Moment der Ruhe mitten im Wahlkampf.

 

Zusammen mit der Direktkandidatin des Wahlkreises, Petra Budke, besuchte Peter das Landgut, welches auf ökologische Landwirtschaft, wie auf Tourismus setzt. „Mit nur einem dieser Zweige allein, kämen wir nicht über die Runden", erläuterte Jan-Uwe Riest das Konzept. Der Boden der Mark Brandenburg eignet sich eher für anspruchslose Pflanzen. Deshalb haben die Riests ihren Schwerpunkt auf die artgerechte Viehhaltung gelegt.

 

Seit Jan-Uwe und seine Frau Andrea den Hof übernommen haben, generationsübergreifend, sind erst zweieinhalb Jahre vergangen. Sie haben die Anzahl der Mitarbeiter in dieser Zeit von einen auf zwölf aufstocken können. Sie haben den Hotelbetrieb ausgebaut. 6 Hotelzimmer, 20 Wohnungen, davon 10 dauervermietet, der Rest Ferienwohnungen. Weitere Unterbringungsmöglichkeiten für Gäste sind in Planung. Auf etwa 100 Betten insgesamt wollen sie aufstocken. Viele ihrer Mitarbeiter*innen kommen aus der Umgebung. Das ist ihnen wichtig betonen sie, die regionale Anbindung, Arbeitsplätze schaffen.

 

Geplant ist auch ein Ausbau des Restaurantbetriebes. Für die Verköstigung ihrer Gäste bieten sie die eigenen oder regionale Waren an. Im rustikalen Hofladen findet sich eine kleine aber feine Palette eigener Waren und Spezialitäten aus der Umgebung. Regional, das ist Teil des Gesamtkonzepts. Dafür nehmen sie auch weite Strecken beim Einkauf auf sich. Hier zum Demeterhof, dort zum Fischer, da zum Ökobäcker. Das kostet Zeit. Lieber wäre ihnen, sie könnten die regionalen Produkte in ihrer direkten Umgebung erwerben. Ein Erzeugermarkt auf dem Hof gehört somit zur Zukunftsplanung.

 

Für Feierlichkeiten auf dem Hof, hierfür bieten die Beiden ein extra Programm, soll der ehemalige Kuhstall ausgebaut werden. Sie sind stolz, für den Hof eine Traugenehmigung erhalten zu haben. Hochzeiten auf dem Land, das Ja-Wort vor der Weide unter freien Himmel, feiern im Kuhstall.

 

Klingt gut, nur die Umsetzung gestaltet sich oft schwierig. Das fängt mit der Finanzierung an, geht über endlose Anträge bei den Behörden und denkmalschützende Auflagen. Gerade die Behörden sorgen immer wieder für Zeitaufschübe, berichten sie. Allerdings schränken sie auch ein, dass dies nicht immer so ist. Dennoch trifft es sie als Jungunternehmer hart, wenn Anträge über Monate hinweg nur durch die erneute Einforderung von weiteren Unterlagen beantwortet werden. Auch die einzelnen Förderprogramme, so erzählen sie, haben so ihre Tücken.

Und noch etwas ist Jan-Uwe wichtig. Wachstum ja, aber nicht zu schnell.

Und auch nur in dem Umfang, wie das Landgut ihn verträgt.

 

Ein weiteres Problem ist für Jan-Uwe Riest die Schlachtung der Tiere.

Den

Tieren soll es hier gut gehen. Seine Rinder stehen auf großen Weiden, kauen und muhen friedlich, ganz so wie es sich für eine Kuh gehört. Geht es zum Schlachten, hat das Rind einen weiten Weg vor sich. Der Transport und der damit für das Tier verbundene Stress lassen sich mit seiner Philosophie nicht vereinigen. Es wäre ihm lieber, der Schlächter käme zur Kuh und nicht umgedreht.

 

Für die 200 Gänse kann die Stallpflicht zum Lagerkoller führen, erzählt er weiter. Als diese Stallpflicht zum letzten Mal ausgerufen wurde, hatten die Gänse ein Kilo Fleisch weniger auf den Rippen. Die Gänse verkaufen sich dennoch gut. In Berlin haben die Beiden einen Exklusivabnehmer gefunden. Auch auf dem Gut selbst finden im Herbst und Winter Gänseessen statt. Die Weihnachtsgänse oder das Essen im Restaurant, es hat seinen Preis. Natürlich können Jan-Uwe und Andrea nicht auf dem Preisniveau eines Discounter verkaufen. Sie bieten hochwertige Produkte, ihnen geht es um die Qualität ihrer Waren. Kunden gibt es, viele von ihnen kommen aus Berlin. Und bei aller Liebe zur Regionalität, die Nähe zu Berlin ist von Vorteil für sie. Das wissen sie auch.

 

Neben den Gänsen und Rindern werden hier auch Esel, Ziegen, Kaninchen und Hühner gehalten. Viel Freilauf für alle. Probleme mit dem Wolf?

Nein, der war hier noch nicht, lacht Andrea.

 

Simone Peter hört zu, fragt nach, hört sich die Sorgen an. Viele davon erscheinen ihr nachvollziehbar. Andere sind alte Bekannte. Ändern würde sie gern einiges, verspricht sie. Natürlich auch zum Wohle der ökologischen Landwirtschaft, eins der Kernthemen der Grünen. Gesunde Lebensmittel, hier gibt es sie schließlich noch. Und eine kleine Verkostung bestätigt, lecker sind sie auch.

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BEZIRK | Tier- und Landwirtschaft