Jeden Tag ertrinken 2-3 Menschen und wir diskutieren über Grenzschließungen!

21.01.16 –

Im September 2015 ging das Bild eines ertrunkenen Kindes um die Welt. Es war die Rede von einer "herzzerreißenden Traurigkeit", die einen überkommt, wenn man das Bild sieht. Ja - das Kind hatte sogar einen Namen: Aylan Kurdi - 3 Jahre alt.

Nun, in diesem Jahr sind bereits 58 Menschen ertrunken - darunter vier Kinder. Jeden Tag ertrinken 2-3 Menschen! Mittlerweile ist das allerdings nur noch eine Randnotiz wert. Kein Aufschrei in der Presse ... keine betreten Gesichter ... kein Schrei nach "mehr Menschlichkeit". Es ist Normalität geworden.

Wie reagieren wir darauf? Unsere Antworten darauf sind,

  • dass die Christlichen(?) in Wildbad Kreuth darüber phantasieren, wie wir am besten unsere Grenzen schließen können;
  • dass wir die Waffenexporte in die arabische Welt und Nordafrika in 2015 nahezu verdoppelt haben (von 219 auf 587 Millionen Euro);
  • eine Diskussion, wie wir die Zahlen der Abschiebungen erhöhen können;
  • dass wir in unerträglichen Talkshows endlos über Obergrenzen diskutieren.

Die Liste unserer "Antworten“ ließe sich beliebig erweitern.

Jeder, der sich vergegenwärtigt was es heißt, quer durch Afrika - von Mali durch Libyen bis an die libysche Küste - zu fliehen, um sich anschließend in die Fänge eines Schleppers zu begeben, der einen im Zweifel "ersaufen" lässt, wird erkennen, wie absurd die Forderung der Politik ist, die Abschiebungen - speziell in die nordafrikanischen Länder - zu erhöhen oder die Grenzen zu schließen. 

Deutschland braucht keine Waffen zu exportieren, keine Soldaten zu schicken und keine Grenzen zu schließen, um die Flüchtlinge zu stoppen. Das ist gescheitert und wird weiterhin scheitern. Das "Problem“ wird auch nicht gelöst, wenn wir die Flüchtlinge abschieben. Sie werden immer wieder versuchen zu kommen; es werden immer weiter Menschen ertrinken. Überlegen wir uns lieber, wo die wirklichen Ursachen für das Chaos in den Ländern liegen, aus denen die Flüchtlinge kommen. Zeigen wir es klar auf.

Der Finger wird dann oft - viel zu oft - in unsere Richtung zeigen, aber genau das will keiner wahrhaben. Die Situation in der Heimat der Flüchtlinge müssen wir ändern - das ist die einzig funktionierende Lösung. Diese aber wird eigentlich nie wirklich diskutiert. Ein schwerwiegender Fehler.

 

Kommentar von Jörg Ditt / Kreistagsabgeordneter der Grünen im Kreistag Oberhavel

 

Kategorie

Flüchtlinge | Kreistagsfraktion | Oberkrämer | Pressemitteilung

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